Es ist die letzte August/erste Septemberwoche 2021 und wir möchten nochmal ein wenig Sonne tanken, bevor der Herbst einzug hält. Nachdem wir unseren Urlaub am Lago Maggiore aufgrund von Corona 3 x veschieben mussten, scheint es jetzt zu klappen. Wir packen unseren "Bolle" und fahren los Richtung Süden. Die meisten Urlauber sind schon wieder auf dem Rückweg und so läuft es recht gut, bis auf den üblichen Stau vor dem Gotthard Tunnel. Kurz vor 12:00 Uhr kommen wir an, zum Glück ist der Weg vom Schwarzwald aus recht überschaubar. Wir haben einen Platz in Maccagno con Pino e Veddasca gebucht, da noch Sommerferien sind, war es uns zu riskant, aufs geratewohl ohne Buchung loszufahren. Unser Campingplatz "Lago Camp" liegt am Ostufer des Sees in Italien. Wir waren schon öfter hier und finden den Platz sehr schön und auch das Personal (an der Rezeption ist meist Tanja, eine Deutsche) ist super freundlich. Heute ist unser Platz allerdings noch nicht frei, wir müssen bis nach der Mittagspause warten und so stellen wir uns auf einen Parkplatz und frühstücken erst einmal. Es ist herrliches Wetter und wir freuen uns sehr auf die Woche.
Nach dem Mittag stellen wir uns auf unseren Platz, direkt in der ersten Reihe, leider hinter einem Maschendrahtzaun, aber mit super Seesicht. Über uns macht sich allerdings eine mächtige Eiche
breit und so ist es eher frisch und wir suchen nach einem Sonnenplätzchen draußen am Strand. Wir machen einen Spaziergang am See und das Urlaubsfeeling hat uns wieder.
Ich hab mein SUP-Board dabei und gehe mit diesem auch mehrmals während der Woche ans/ins Wasser. Wir padden auch hin und wieder gemeinsam sitzend und erkunden so die Küste. Unsere Seekajaks haben
wir abgegeben, nachdem der Transport mit unserem Van einfach zu schwierig wäre. Vorher mit Bulli konnten wir diese noch aufs Dach packen. Tatächlich hatten wir sehr viel Spaß am Kajakfahren, aber
wir sind nicht so die Materialrödler und das rauf- und runterpacken vom Dach, ans Wasser schleppen, aus dem Wasser schleppen, wurde uns dann irgendwann zu viel.
Zwischenzeitlich haben wir dafür unsere E-Bikes dabei und machen auch eine Tour am Ufer entlang Richtung Süden bis nach Luino. Unterwegs machen wir halt in den Städtchen am See und schauen uns diese an. Wir stellen fest, dass es hier wirtschaftlich während der Corona Zeit stark begab gegangen ist. Viele Läden sind geschlossen, obwohl die Hauptsaison gerade mal so vorbei ist. Leider gibt es am Lago nur wenig Radwege und so ist die Tour auch etwas stressig, wenn die italienischen Autofahrer*innen auch sehr rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern sind. Uwe schaut zu viel auf sein Handy und fährt dann auch mal ein paar Pöller um. Das Fahrrad bleibt aber unbeschädigt und er Gott sei dank unverletzt.
Eine weitere Radtour starten wir in der Woche noch zum Lago Delio. Da wir hier nur auf einer unbedeutenden Landstraße unterwegs sind, ist der Verkehr wesentlich angenehmer. Wir machen halt an der "Chiesa S.Rocco" - von hier bietet sich ein herrlicher Blick auf den See und wir genießen diesen auf einer Bank mit Mineralwasser und Müsliriegeln. Die Straße schraubt sich weiter bergauf bis auf immerhin 930 m ü.M., das merkt man auch gleich am Wind und den Temperaturen. Wir sind am Lago Delio angekommen, ein etwas unspektakluärer Stausee. Wir möchten ihn dennoch umrunden, wenn wir schon mal da sind, schaffen aber nur die Hälfte, dann wird der Weg sehr steinig und wir wollen uns keinen Platten holen. Auf dem Rückweg machen wir halt am "Ristoro Lago Delio", einem rustikalen Restaurant, das einen wunderschönen Ausblick auf den See bietet. Trotz Wind können wir draußen noch in der Sonne sitzen und genießen einen leckeren Cappuccino mit süßem italienischen Kuchen - mehr gibt's leider heute nicht mehr, naja, es ist eben Nebensaison, und wir haben den Eindruck, die Wirtsfamilie hat für dieses Jahr schon mehr als genug Touristen gesehen.
Wir kommen ja schon einige Jahre an den Lago Maggiore, manchmal auch über ein verlängertes Wochenende, aber bisher haben wir es noch nicht geschafft, die Boromäischen Inseln zu besuchen. Das soll sich dieses Mal ändern und so buchen wir eine Fährfahrt zu "Isola Madre", die größste der vier Inseln. Wir wählen diese, da die Insel fast ausschließlich aus einem großen botanischen Garten besteht und es dort viele exotische Vogelarten und Pfaue geben soll. Die Fährfahrt ab Maccagno dauert ca. 1,5 Stunden, aber da die Sonne scheint genießen wir diese an Deck und können uns von hier auch gut einen Überblick über die verschiedenen Häfen machen, die wir mit der Fähre ansteuern. Angekommen auf der "Isola Madre" stapfen wir bergauf und sehen schon bald im Gebüsch etwas leuchten, ein herrlich bunter Vogel schaut da heraus: Wir sehen hier wunderschöne farbenprächtige Fasane und Pfaue frei umherlaufen und in einer großen Voliere noch Papageien, Liebesvögel und vieles mehr. Ein wunderbarer exotischer Anblick und mein Uwe kann die Kamera nicht mehr weglegen.
Kurz schauen wir uns noch den "Palazzo Borromeo" an, hier kann man sich vorstellen wie der Adel einst prächtig gelebt hat. Ein Teil des Palazzos soll aber noch heute im Sommer
von der Familie Borromeo bewohnt sein. Mich fasziniert die Geschichte der riesigen Kaschmir Zypresse vor dem Palazzo. Sie war einst ein Geschenk und kam 1862 als Samenkorn
aus dem Himalaya zur "Isola Madre", im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde sie größer und mächtiger und schließlich zum Symbol der Isola Madre. Sie ist das größte und älteste Exemplar ihrer Art
in Europa und steht in ihrem Ursprungsland Tibet kurz vor dem Aussterben. Ein Wirbelsturm, der im Juni 2006 den Norden der Isola Madre heimsuchte, hinterließ auch an diesem gigantischen Baum
seine Spuren, er wurde bei dem Sturm praktisch entwurzelt. Doch man beschloss, die Zypresse zu retten, was eine hochtechnologische und botanische Herausforderung bedeutete. Die Zypresse ist heute
durch mächtige Stahlseile gesichert und man kann ihre einstiege Schönheit noch immer erahnen.
Wir machen noch eine Cappuccinopause in der Cafeteria der Insel. Sie ist sehr teuer und der Cappuccino dafür um so schlechter. Wir haben uns noch etwas Kuchen dazu bestellt. Weiße
Pfauen streichen um die Besuchertische herum und lassen sich bewundern, doch ACHTUNG! Einer hat sich doch glatt Uwes Kuchen gekapert als er einen Moment den Tisch nicht im Blick
hatte.
Jetzt wird es Zeit, gleich fährt die letzte Fähre und wir machen uns auf den Rückweg zum Hafen, der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wir nehmen wunderschöne Eindrücke mit - und eine ganze
Menge Moskitostiche.
Nach 4 Nächten im Lago Camp werden wir unruhig und erinnern uns daran, dass uns schon mehrere unserer Bekannten erzählt haben, dass es am Mergozzo See so schön sein soll. Aber wir haben die ganze Woche am Lago Camp durchgebucht ... hm, was nun. Wir rufen an einem Campingplatz am Mergozzo See an, die haben noch Platz. Wir sprechen mit Tanja und sie lässt uns kostenfrei aus der Buchung raus, denn ein andere Camperkollege freut sich riesig. Er ist gerade angereist nach 4 Tagen Regen in den Bergen hat er genug und möchte nun auch noch Sonne genießen, leider war aber kein Platz mehr frei, so kann er unseren direkt übernehmen. Jetzt sind wir alle happy! Wir packen also unseren "Bolle" und machen uns auf den Weg an den Mergozzo-See. Dieser befindet sich westlich von Verbania. Einst war er Teil des Lago Maggiores, durch Ablagerungen entstand dann aber ein Landstrich zwischen den beiden Seen. Der Mergozzo See ist klein aber fein. Das Wasser ist sauber und recht warm. Direkt am Anfang des Sees ist der Campingplatz "Camping La Quiete", ein einfacher, recht naturbelassener Platz mit Sandstrand! Die Sanitäreinrichtungen sind sehr rudimentär, der "Shop" seeeehr überschaubar, aber immerhin gibt's morgens frische Brötchen, alles andere sollte man sich in einem Supermarkt in der Nähe besorgen. Wir finden einen schönen Platz von dem aus wir noch einen kleinen Blick auf den See erhaschen. Der Campingplatz ist groß, aber erstaunlich ruhig. Selbst die Nahe Straße stört nachts kaum.
Am nächsten Tag schnappen wir unsere Fahrräder und machen uns auf die 2 km Weg nach "Mergozzo", dem namensgebenden Städtchen am anderen Ende des Sees. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Die Stadt ist klein und schön, man kann durch die Gassen schlendern. Ich besorge uns Käse, Prosecco und Mineralwasser. Wir stellen die Räder ab und machen uns noch zu Fuß auf den Weg, um die Gassen zu erkunden. Dann beschließen wir noch etwas bergauf zu fahren und landen in Bracchio, einem kleinen Bergdorf oberhalb des Sees. Auch hier stellen wir die Fahrräder ab und wandern auf dem "Sentiere per Alpe Vercio" bergauf durch den Wald. Wir kombinieren, dass es hier eine Einkehrmöglichkeit geben müsste, zumal in dem Namen des Weges ein "Alpe" auftaucht? Aber irgendwann geben wir auf und kehren wieder um. Wo auch immer der Weg hinführt, definitiv nicht zu einer Einkehrmöglichkeit!
Am nächsten Tag schnappen wir uns nochmal unsere Fahrräder. Wir möchten heute versuchen den See zu umrunden. Wir fahren durchs Dorf und finden Hinweisschilder zum "Sentiero Azzurro" - hört sich gut an und sieht auch spannend aus. Wir fahren den Weg entlang am Westufer des Sees und haben herrliche Ausblicke auf den See. Doch der Weg wird immer steiniger und gleicht nun eher einem "Steig". Wir müssen die Fahrräder den größten Teil des Weges schieben. Spaß macht es trotzdem und wir kommen etwas abgekämpft wieder an unserem Campingplatz an. Ich mach mich nochmals auf mein SUP-Board, für das der kleine See wie gemacht ist.
Unser letzter Urlaubstag ist angebrochen und wir beschließen abends noch in Mergozzo schön Essen zu gehen. Direkt am See ist eine Terrasse gedeckt, sie gehört zur "Taverna Sass". Wir setzen uns und werden - Überraschung - von Jana, einer Deutschen, bedient. Das Essen ist super lecker und sehr kreativ, wir können es nur empfehlen. Später kommen wir noch mit ihr ins Gespräch und erfahren, dass sie mit ihrem Mann das Restaurant erst seit kurzem gepachtet hat. Sie sind aus Spanien hierher zurück gezogen, ihr Mann ist Italiener. Leider haben sie das Restaurant erst kurz vor Beginn der Corona-Pandemie eröffnet und sind entsprechend gebeutelt. In Italien gab es nur einmal einen mikroskopisch kleinen Zuschuss für Selbstständige, für die weitere LogDown Zeit haben sie ihre Ersparnisse aufgebraucht. Wieder einmal merken wir, dass wir es in Deutschland ganz schön gut haben. Wir loben das Essen überschwenglich und versprechen beim nächsten Lago Besuch auf jeden Fall wieder zu kommen. Natürlich hinterlassen wir auch eine Empfehlung bei Google.
Am nächsten Morgen satteln wir die Hühner, es geht nach Hause, wir freuen uns aber schon auf den nächsten Lago-Besuch, und der Lago di Mergozzo, wird auf jeden Fall wieder mit dabei sein!